Lösung bei ethischen Konflikten
Die Ethik als Bereich der praktischen Philosophie beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen moralischen und verantwortungsbewussten menschlichen Handelns. Ethische Dilemmata oder Konflikte sind solche Situationen, für die es auf den ersten Blick keinen eindeutigen Ausweg oder klare Lösungen zu geben scheint.
Häufig stehen sich gleichwertige Werte oder Rechtsgüter gegenüber, z.B. das Recht auf medizinische Versorgung im Gegensatz zum Recht auf einen unversehrten Körper. Weitgehend Einigkeit besteht hier in der Anerkennung von vier universell gültigen Werten, die es bei solchen schwierigen Entscheidungsfindungsprozessen zu berücksichtigen gilt. Dies sind:
- Gerechtigkeit
- Autonomie / Selbstbestimmung
- Benevolenz / Gutes Tun
- Non-Malefizienz / Nicht-Schaden.
(vgl. Beauchamp & Childress, 2009, zit. in Woellert, 2012).
Zum Weiterlesen: Katharina Woellert (2012). Umgang mit Intergeschlechtlichkeit. Ethische Dilemmata und Methoden ethischer Reflexion. In K. Schweizer, & H. Richter-Appelt (Hg.). Intersexualität kontrovers. Grundlagen, Positionen und Erfahrungen. Gießen: Psychosozial Verlag.
Beratung
Es gibt verschiedene Formen der Beratungsangebote. Unterscheiden lassen sich psychosoziale, medizinische und rechtliche Beratungsangebote, die entweder an psychosozialen Einrichtungen, wie den städtischen oder kirchlichen Familienberatungsstellen oder pro familia, Ambulanzen oder durch medizinische Abteilungen angeboten wird.
Darüber hinaus bekommt die sog. Peer-to-Peer-Beratung, d.h. Beratung durch andere Erfahrungsexpert_innen (von engl. peer für Gleiche, Gleichaltrige) zunehmend an Bedeutung.
Die Beratungsstudie des Bundesfamilienministeriums (2015) gibt einen Einblick in die aktuelle Beratungssituation bei Intergeschlechtlichkeit in Deutschland. Sie zeigt: Intersex-spezifische, unabhängige Angebote und Beratungsstrukturen sind rar. Beratungsangebote machen:
- Beratungsstelle Inter* Niedersachsen in Emden: Intersexuelle Menschen Landesverband Niedersachsen e.V.
- Spezialambulanz am Institut für Sexualforschung in Hamburg
- Pro Familia in Hamburg
- TRIQ – Trans Inter Queer in Berlin
- Rubicon in Köln
- AIS Support Group
- Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V.
Selbsthilfe
Die Selbsthilfe, die sich Menschen in ähnlichen Lebenssituationen aufgrund ihrer Erfahrungsexpertise gegenseitig geben können, stellt eine wichtige, inzwischen unverzichtbare Säule in der Beratungslandschaft dar. Aufgrund der sozialen Unsichtbarkeit von Intergeschlechtlichkeit und Variationen der körpergeschlechtlichen Merkmale ist der gegenseitige Austausch und die Unterstützung durch andere für viele eine wichtige gegenseitige Stärkung.
- Regionale Selbsthilfegruppen können beim Verein Intersexuelle Menschen e.V. erfragt werden. Darüberhinaus gibt es Initiativen verschiedener Patient_innengruppen, z.B. die AGS Initiative.
- Informationen zu Elterngruppen finden Sie auf diesem Informationsblatt: HOOU-Beitrag SHG Elternperspektiven 2017
- Was tun, wenn es keine Selbsthilfegruppe vor Ort gibt? – Regionale oder städtische Selbstehilfekoordinationsstellen unterstützen häufig auf Nachfrage beim Aufbau von neuen Selbsthilfegruppen (s. KIBIS).
Möglichkeiten der Namenswahl
- folgt
Materialien
- Dokumentation der Fachtagung der Antidiskriminierungsstelle 2015
- Ergebnisbericht der Kurzzeitbefragung zum Beratungsbedarf bei Intergeschlechtlichkeit (Schweizer, Lampalzer, Handford, Briken, 2015)