HOOU-AfterwOERk am 21. November 2018 zum Thema “ Intersexualität und Gender in offenen Lehr- und Lernmaterialien“

Am 21. November 2018 fand im Rahmen der Hamburg Open Online University (HOOU) an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg eine AfterwOERk-Podiumsdiskussion zum Thema “ Intersexualität und Gender in offenen Lehr- und Lernmaterialien“ statt.  Auf dem Podium diskutierten Isabel Collien, Referentin für Diversity und Intersektionalität der HAW und Dr. Katinka Schweizer, Psychologin und Sexualwissenschafterlin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Moderator_innen Ellen Pflaum und Jakob Kopczynski gingen zunächst auf die Projekte der Diskutant_innen im Rahmen von Open Educational Resources (OER) ein und fragten dann nach ihrem Potenzial und den Schwierigkeiten. Die Posiumsdiskussion kann hier als Podcast nachgehört werden.

Isabel Collien betreut das HOOU-Projekt „Was ist Gender?“, bei dem es vor allem darum gehe, einen niedrigschwelligen Zugang zu Texten der Gender Studies zu ermöglichen und sie allgemeinverständlich darzustellen. Bei einem weiteren Projekt „Gender- und Diversity-bewusste Mediengestaltung“ gehe es darum, Menschen dazu zu befähigen, bewusste und informierte Entscheidungen bezüglich der Darstellungen von Gender-relevanten Themen in den Medien zu treffen. Beispielsweise hat die Auswahl von Bildern oft eine unsichtbare Wirkung auf die Betrachter_innen. Zum Beispiel kann man sich laut Collien bei Lehrinhalten, aber auch bei Games die Frage stellen: Was wird repräsentiert, welche Bevölkerungsgruppen werden abgebildet? Welche Wirkung hat es beispielsweise, auf einer Website der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Bilder mit vielen oder fehlenden Frauen zu zeigen?

Katinka Schweizer stellte den von ihrer Arbeitsgruppe ins Leben gerufenen HOOU-Blog „Intersex-kontrovers“ vor. Der Blog solle dazu dienen, zu informieren und Kontroversen darzustellen, ohne dass die Komplexität der Intersex-Thematik reduziert werde. Gerade zu umstrittenen Themen bei „Variationen der körpergeschlechtlichen Merkmale“ gäbe es nur wenig Forschung. Die Frage sei vor allem, wie man gerade mit dem Nicht-Wissen umgehe. Ob und welche Behandlungen medizinisch indiziert seien, sei eine Hauptkontroverse dieser Thematik.

Die beiden Diskutant_innen waren sich einig, dass die Macht von OER vor allem in der Sprache liege. Durch Sprache könne man Blickwinkel verändern. Schweizer habe etwa ganz bewusst, zusammen mit ihrem Mitherausgeber Vogler, den Titel „Die Schönheiten des Geschlechts“ (Hg. Katinka Schweizer und Fabian Vogler) für ein gemeinsames Buchprojekt gewählt (2018 bei CAMPUS erschienen): Um weg von der über jahrzehntelang genutzten pathologisierenden Sprache von geschlechtlichen Variationen zu kommen und auf die „Schönheit des Individuellen“ hinzuweisen.

Man war sich auch einig, dass OER zu einer Chancengleichheit und Teilhabe beitragen können, obwohl natürlich immer die Gefahr des Missbrauches bestehe, zum Beispiel das Verwenden und Lächerlich-Machen bestimmter Inhalte.