Er oder sie? Ganz einfach, der Mensch und die Person! – DIVERSE Begegnungen beim HOOU-Projekt-Symposium 2019 im MARKK

Alex* Jürgen und Katinka Schweizer auf dem Podium

Anlässlich der neuen Gesetzgebung zum Geschlechtseintrag fand am 13.03.2019 unser 3. HOOU (Hamburg Open Online University) Projektsymposium, diesmal im Hamburger Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, kurz MARKK (ehemals Völkerkundemuseum), statt. Eröffnet wurde die sehr gut besuchte Veranstaltung „DIVERSE Körper – DIVERSE Identitäten“ durch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Senatorin Katharina Fegebank nach der Begrüßung von Projektleiterin Katinka Schweizer.

Das Symposium wurde aufgezeichnet und kann bei „Hamburg Hört ein HOOU“ als Podcast nachgehört werden (hier ist der Twitter-Link).

Grußworte überbrachten Dipl.-Psych. Gabriele Amelung, Vorsitzende des DPG-Instituts Hamburg und Prof. Dr. Peer Briken, Direktor des Instituts für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).

Die Veranstaltung trug mit unterschiedlichsten Beiträgen zu den Projektzielen der Perspektivenvielfalt und der Würdigung von Intergeschlechtlichkeit bei: Wissenschaftliche Ergebnisse aus der Projektbegleitforschung, vorgetragen von Dr. Ute Lampalzer, standen den bewegenden autobiographischen Kurzgeschichten von Alex* Jürgen, Erfahrungsexpert_in aus Österreich, gegenüber. Erfrischend war der Bericht vom Leben auf dem Lande als „Zwitter“. Nachdenklich stimmten Alex‘ Jürgens Fantasien als Kind und Jugendliche_r zu den rätselhaften Botschaften von Kirche und Medizin und seine_ihre Erfahrungen als Patient_in, die in keine Geschlechternorm zu passen schien. So sollte sie „passend“ gemacht werden – wie es damals üblich war, ohne Rücksicht auf Verluste körperlicher Unversehrtheit. Auf die Frage, wie man intergeschlechtliche Menschen denn heute angemessen anreden oder benennen solle, antwortete Alex Jürgen recht entspannt, er_sie sehe das nicht so eng: Wenn von „ihr“ die Rede sei, meine das sicher „die“ Person und bei „ihm“ werde wohl „der“ Mensch gemeint.

In der Pause gab es Gelegenheit zum Gespräch in den beeindruckenden und großzügigen Museumsräumen. Die besondere Umgebung, der historische Hörsaal, die engagierten Mitwirkenden und das interessierte und diverse Publikum, das sich aus Fachleuten, Erfahrungsexpert_innen und interessierter Öffentlichkeit zusammensetzte, schufen eine einmalige Atmosphäre der Begegnung. Dazu trugen auch die Bronze-Skulpturen von Fabian Vogler bei, darunter „Fluffy Menina“ und „Mann_Inter_Frau“, die sich wie selbstverständlich  in den Raum einfügten.

Im zweiten Teil stellten Fabian Vogler und Katinka Schweizer ihr Buchprojekt „Die Schönheiten des Geschlechts“(LINK CAMPUS) vor. Sie vermissten den erkrankten Prof. Martin Dannecker, der mit ihnen über die Entstehungsgeschichte sprechen wollte. Dafür begeisterte Fabian Vogler als innovativer Bildhauer mit einer Diashow zu seinen Arbeiten zu geschlechtlicher Vielfalt und Auszügen aus dem Buch. Eine Auswahl der Mitautor_innen des Buches kamen in der abschließenden Podiumsdiskussion zu Wort, die sehr dicht und trotz zeitlicher Grenzen sehr bezogen aufeinander und konzentriert geführt wurde. Im Fokus stand die Bewertung des neuen Personenstandsrechts mit den Möglichkeiten eines dritten und vierten Geschlechtseintrags, ihrer Bindung an ein ärztliches Attest und der Konsequenzen für den Umgang mit Intergeschlechtlichkeit, Varianten der Geschlechtsentwicklung und Geschlechtervielfalt im weiteren Sinne. Es diskutierten die Psychiaterin Dr. Viktoria Märker, die Psychologin Dr. Franziska Brunner, Alex* Jürgen, die Juristin Prof. Dr. Konstanze Plett, der Künstler Fabian Vogler und die Psychoanalytikerin Almut Rudolf-Petersen unter der Moderation von Dr. Katinka Schweizer.

Das HOOU-Symposium wurde unterstützt von der Hamburger Psychotherapeutenkammer, der Heinrich-Heine-Buchhandlung, dem DPG-Institut Hamburg als Kooperationspartnerin, Eva Köster, Jakob Kopczynski und vielen anderen. Allen Beteiligten ist zu danken für einen nachhaltigen Nachmittag und Abend.

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